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Sybil Phoenix  
Austen P. Brandt  
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Gesellschaftliche Notwendigkeit für Anti-Rassismus-Trainings

Wir führen Anti-Rassismus-Trainings für Weiße und Schwarze-Bewusstseins-Trainings für Schwarze durch. Wir halten diese Arbeit für äußerst notwendig, da Rassismus auch heute noch die Beziehungen zwischen Schwarz und Weiß prägt und er einer der unaufgearbeiteten Faktoren in unserer gesellschaftlichen Realität ist.

Bereits 1903 schrieb W.E.B. Du Bois in seinem Buch The Souls of Black Folk: "The problem of the twentieth century is the problem of the color-line." Diese Tatsache wird durchgehend tabuisiert oder bagatellisiert. Als Folge davon und einer mehrheitlich falschen gesellschaftlichen Einordnung des Rassismus erleben wir seit einigen Jahren mit, wie rassistische Ausschreitungen und rassistisches Denken eine immer größere Gefahr für den gesellschaftlichen Frieden werden.

Allgemein herrscht eine große Unsicherheit, was Rassismus ist und wie ihm begegnet werden kann. Auch bei Menschen, die bereits ein Gefühl für ein gleichberechtigtes Miteinander entwickelt haben, setzt sich bei genauerer Betrachtung rassistisches Denken und Handeln mit seinen Vorurteilen, Herrschaftsansprüchen und verborgenen Bildern fort.

Ziel und Methodik der Trainings

Im Training wollen wir den weißen Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit geben, über ihre (Vor-) Urteile und ihr Verhalten mehr zu erfahren und zu lernen, was ihr Beitrag sein kann, um in Zukunft ein gleichberechtigtes Zusammenleben zu ermöglichen.

Das Training ist kein Seminar. Es geht nicht um die Diskussion von Rassismustheorien. Es fragt vielmehr nach dem Ineinander von individuellem und gesellschaftlich strukturellem Rassismus. Aus diesem Grund wird auch eine positive Bereitschaft zur offenen Mitarbeit und eine durchgehende Teilnahme am Training vorausgesetzt.

Im Training arbeiten wir mit unterschiedlichen Formen und Methoden: Plenum, Gruppenarbeit, Partner-/innenarbeit, Video, Rollenspiel. Die Gestalt der Arbeitsphasen entwickelt sich im Laufe der Tagung. Dabei kommt es zu einem Wechsel von Information, Verarbeitungs- und Reflexionsphasen.

Hintergrund von phoenix

Unsere Gruppe wurde am 23. Januar 1993 gegründet. Seit dem 14. Mai 1996 ist phoenix e.V. ein eingetragener Verein. Unser Ziel ist die Bekämpfung von Rassismus und die Entwicklung gleichberechtigter Lebensmodelle.

Zwei Ströme sind wesentlich für das Entstehen unserer Arbeit:

  • Seit 1979 nahm der schwarze Deutsche Austen Peter Brandt regelmäßig an Race Awareness Workshops in London teil, die von der schwarzen Britin Sybil Phoenix und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt wurden. Er wurde dort systematisch in der Pädagogik der Anti-Rassismus-Trainings ausgebildet.

    Der Grund für seine Entscheidung, eine Ausbildung in England zu suchen, lag darin, dass der deutsche Kontext keine Möglichkeit bot, hier gemachte Rassismuserfahrungen in einem größeren Rahmen zu reflektieren und Strategien gegen den Rassismus zu finden.

  • 1986 bat das Churches Commitee for Migrants in Europe eine Gruppe schwarzer Deutscher, in Kontakt mit Antirassismustrainern und -trainerinnen in den Niederlanden und England zu treten, um deren Ansatz kennenzulernen, sich schulen zu lassen und für Deutschland solche Trainings auszuarbeiten und durchzuführen.

    Dies geschah in mehreren Seminaren und Zusammenkünften, und noch im gleichen Jahr wurden diese Trainings in der Bundesrepublik Deutschland angeboten.
    Die Erfahrung zeigte, dass die Trainings genau die Ebene trafen, die in der BRD verdrängt worden ist: die Schnittstelle zwischen dem persönlichen und dem gesellschaftlichen Rassismus.

Interkulturelle Strategie von phoenix

Die Gründung der Gruppe phoenix e.V. ist eine Reaktion auf die steigende Nachfrage nach Trainings und ein Schritt hin zur Standardisierung der Trainings mit einem eigenständig weiterentwickelten Ansatz. Sie arbeitet bewusst in einem interkulturellen Zusammenhang. Es gibt sowohl weiße als auch schwarze Trainer und Trainerinnen. Während zu Beginn der Arbeit die Trainings ausschließlich von Schwarzen durchgeführt wurden, arbeitet das Team nun v.a. mit schwarz-weißen Trainer-/Trainerinnengruppen.

Darin kommen zwei Momente unserer Analyse zusammen:

Auf der einen Seite halten wir die schwarze deutsche Erfahrung des Rassismus in Deutschland für grundlegend, um Rassismus in diesem gesellschaftlichen Kontext zu erkennen. Auf der anderen Seite erachten wir die weiße Erfahrung und Verantwortung als sehr wichtig, im gegenwärtigen gesellschaftlichen Kontext reflektierte Schritte gegen den Rassismus zu unternehmen und Energie einzusetzen im Aufbau von antirassistischen Strategien.

So halten wir jede Form von helfender Solidarität von Weißen für bedenklich, wenn sie unter Ausschluss einer sie selbst betreffenden Analyse unternommen wird. Im Prozess der Bildung antirassistischer Strategien und einer antirassistischen Lebensweise ist es unserer Meinung nach notwendig, dass Weiße sich ebenfalls als Betroffene im System des Rassismus erkennen und neue Formen des Lebens und Handelns im antirassistischen Zusammenhang entwickeln. Dazu gehört es, dass sie bereit sind, sich mit schwarzen Rassismuserfahrungen und -analysen auseinanderzusetzen und analoge Schritte der Reflexion, der Bewältigung und Aktion zu gehen.

Mit unseren Trainings möchten wir einen Beitrag dazu leisten, dass der Rassismus aus der Tabuzone befreit wird und dass Weiße eine realistische Dimension ihm gegenüber gewinnen. Wir möchten weggehen von der Ebene der Schuld und des individuellen Versagens und stattdessen eine Ebene von weißer Verantwortung und interkulturellem Miteinander erschließen.

Nacharbeit

Da es sich bei dem Aufbau antirassistischer Strategien und einer antirassistischen Lebensweise um langfristige Prozesse handelt, die letztlich nur in Gemeinschaft mit anderen gegangen werden können, helfen wir bei Bedarf bei dem Aufbau von Gruppen mit, die sich danach regelmäßig treffen, und bieten auch Grundmaterialien, Begleitung und
Folgetrainings an.